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Auch die Sorge um die Umwelt spiegelt sich heute in vielen Anlässen im Volkshaus.
Die Veränderungen in der Musikkultur zeigen sich in veränderten Konzertangeboten.
Und die Essens- und Trinkgewohnheiten haben sich ebenso gewandelt wie
Ansprüche an Räume und Ambiance.
Individualisierung und Atomisierung in der Gesellschaft führen dazu, dass das
Volkshaus auch Vertreter absurder Ansichten anzieht: Holocaustleugner, Sekten,
extreme Konvertiten. Dass diese geschützt werden sollen und im Volkshaus ein
Gastrecht erhalten, würde von den Gründern wohl kaum gewünscht. Das Volkshaus
Zürich ist ein offenes Haus, das alle Bevölkerungskreise aufnimmt, sich aber nicht für
jeden Schabernack missbrauchen lässt.
Unser Volkshaus hat auch eine eigene Geschichte. Es hat sich über all die
Jahrzehnte ordentlich geschlagen. Zwar wurden, je nach aktuellem Zeitgeist, ab und
zu politische Fehlentscheidungen getroffen oder man reagierte zu spät auf
gesellschaftliche Veränderungen. Auch der tägliche Kampf ums finanzielle Überleben
führte oft zu einer defensiven Haltung. Im Gegensatz zu anderen Volkshäusern
besteht das Volkshaus Zürich aber heute noch.
In den hundert Betriebsjahren zeigen sich fünf strategische Betriebsfelder, die bis
heute eine grundsätzliche Bedeutung haben:
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Unser Haus hat gemäss Stiftungsurkunde den Auftrag, freundlich ausgestattete
Versammlungsräume zur Verfügung zu stellen.
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Die Räume des Volkshauses dienen ferner zum Betrieb eines Restaurants sowie
allfälliger anderer Einrichtungen, für die ein öffentliches Bedürfnis besteht.
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Die Arbeiterbewegung hatte sich zudem von Anbeginn das Recht erkämpft, im
Volkshaus Gewerkschaftsbüros einrichten zu dürfen.
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Hygienebedürfnisse wurden durch das Einrichten einer Badeanstalt im
weitgehend bäderlosen Quartier Aussersihl befriedigt.
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Die Förderung der Allgemeinbildung durch die Einrichtung von Bibliotheken und
Lesemöglichkeiten gehörte ebenso dazu.
Diese fünf Säulen des Angebots haben in stark gewandelter Form die ersten hundert
Jahre überstanden. Dazu brauchte es aber einige gewollte Entscheide und
Neuausrichtungen. Dank enormem Einsatz des damaligen Stiftungsratspräsidenten
und Stadtrates Ruedi Welter sowie des Stiftungsrechtsspezialisten Professor Hans
Michael Riemer konnte zum Beispiel das in der Stiftungsurkunde verankerte und
während mehr als siebzig Jahren strikt praktizierte Alkoholverbot für das Restaurant
aufgehoben werden. Erst dies schuf die Voraussetzung dafür, dass auch das
Restaurant wieder ein Anziehungspunkt für Jung und Alt werden konnte.
Die Badebedürfnisse nahmen mit dem Einbau von Nasszellen in den Aussersihler
Wohnungen ab, und damit fiel die Haupteinnahmequelle des Hauses in sich
zusammen. Neue Wege mussten gesucht werden. Der Einbau einer Sauna erfüllte
die Weiterführung dieser Tradition während Jahren am besten. Heute ist eine